Biomedizin begeistert an der Expo

Das Institut für Regenerative Medizin (IREM) der Universität Zürich ist eine der Institutionen, die an der Weltausstellung in Osaka ihre Forschung präsentieren. Gemeinsam mit ihrem japanischen Kooperationspartner, dem Center for iPS Cell Research und Application (CiRA) der Universität Kyoto, sowie Wyss Zürich und der CiRA Foundation veranstalteten sie am 20. und 21. Juni im Schweizer Pavillon zwei Science Cafés zum Thema «Creating a Healthier You with iPS Cells and Next-Gen Medicine». Forschende stellten in Referaten und Diskussionen neue Möglichkeiten vor, um mit Methoden der regenerativen Medizin Krankheiten und verletzte Organe zu behandeln.
Wie ist es Ihnen gelungen, Ihre komplexen Themen einem breiten Publikum zu vermitteln?
Melanie Generali: Das Publikum bestand mehrheitlich aus Laien. Deshalb haben wir vieles mithilfe von Analogien erklärt. Ein Beispiel: Beim sogenannten Printing gibt es eine Technologie, mit der man kleine Gewebekugeln übereinander auf einer Nadel aufspiesst. Ein Professor hat das mit einem Grillspiess verglichen. Ich selbst habe meine Forschung an Herzmuskelzellen, die aus Blutzellen eines Spenders gezüchtet werden, mit Bildern und Videos dargestellt und die Grundlagen Schritt für Schritt erklärt. Es ging mir dabei weniger um die allerneusten Ergebnisse – ob es diesen oder jenen neuen Marker gibt, war für das Publikum nicht entscheidend, sondern das Gesamtbild. Ausserdem gab es Handmikroskope, mit denen die Zuschauer:innen Zellen betrachten konnten, eine iPad-Applikation und ein Kartenspiel für Kinder.
Was wollten Sie den Zuhörenden vermitteln?
Generali: Mir hat die Corona-Zeit vor Augen geführt, wie wichtig es ist, dass die Menschen verstehen, was wir in der Forschung machen. Wir wollten mit den Veranstaltungen einen Einblick geben, wo wir aktuell im Bereich der regenerativen Medizin stehen. Die induzierten Stammzellen, an denen wir forschen, könnten dereinst bei Herzschwäche oder gegen viele Krankheiten wie Parkinson oder ALS eingesetzt werden. Die Technologie weckt bei manchen Menschen Ängsten und bei anderen grosse Hoffnungen. Wir wollten ein realistisches Bild zeichnen.
Wie war die Reaktion des Publikums?
Generali: Wir haben viel Begeisterung gespürt, das war wirklich schön. Nach einer Icebreaker-Frage kamen auch viele gute und berechtigte Fragen aus dem Publikum.
Wie gut klappte die Verständigung?
Generali: Wir hatten eine Verdolmetschung live vor Ort, die man mit einem Stöpsel im Ohr hören konnte. Diese Investition war uns wichtig, damit das Publikum wirklich etwas von den Vorträgen hatte und nicht an einer Sprachbarriere scheiterte.
Gab es neben den Talks weitere Kontakte?
Generali: Ja, wir konnten das Nakanoshima Qross besuchen. Dort arbeiten Forscher:innen, Kliniker:innen, Industriepartner sowie das PMDA, das japanische Pendant zur FDA, gemeinsam unter einem Dach – in einem beeindruckenden Neubau. Unsere Partner von CiRA aus Kyoto haben dort mit der CiRA Foundation einen neuen Standort eröffnet, der sich auf die klinische Zellproduktion fokussiert. Zudem haben wir gemeinsam mit Swissnex ein Networking-Event organisiert. Dazu haben wir gezielt Forschende, Mediziner:innen und Industriepartner:innen eingeladen. Das war eine tolle Gelegenheit, ausserhalb des dichten Tagesprogramms in einen Austausch zu kommen.
Was bedeutet Ihnen die Zusammenarbeit mit CiRA?
Generali: Für mich ist das auch aus persönlichen Gründen etwas ganz Besonderes. Ich habe als Postdoc mit einem sechswöchigen Praktikum beim Nobelpreisträger Shinya Yamanaka angefangen und war wahnsinnig stolz, dass ich seine Zellen kultivieren durfte. Jetzt nehmen wir gemeinsam und auf Augenhöhe an der Expo teil. Das ist ein riesiger Schritt. Unsere PhDs und Postdocs können nun direkt davon profitieren. Sie müssen nicht den gleichen langen Weg gehen, sondern können dank unserer Kooperation an einem anderen Punkt einsteigen.
Wie gut funktioniert die interkulturelle Zusammenarbeit?
Generali: Natürlich gibt es Unterschiede – etwa in der Kommunikation oder Entscheidungsfindung. Aber es herrscht grosser gegenseitiger Respekt und ein gemeinsames wissenschaftliches Ethos, das uns verbindet.
Ich habe früh erkannt, wie wichtig der regelmässige Kontakt mit Kooperationspartnern ist – auch wenn man physisch nicht vor Ort ist. Ich habe immer wieder Meetings initiiert. Mittlerweile haben wir einen stabilen Rhythmus etabliert. Trotzdem spüre ich bei meinen Aufenthalten vor Ort jedes Mal, wie wichtig der persönliche Kontakt für neue Impulse ist.
Mit welchen Eindrücken sind Sie aus Japan zurückgekehrt?
Generali: Mit sehr positiven. Es war anstrengend, aber auch sehr inspirierend. Ich mag diese Outreach-Aktivitäten, bei denen Wissenschaft, Technik und Gesellschaft zusammenkommen. Die Expo ist dafür eine fantastische Plattform.